Dämmsanierung durchführen – Kosten & Standards

Die Welle aus Förderungen bezüglich der Wärmedämmung in den eigenen vier Wänden bäumt sich in Deutschland und Österreich immer höher auf.

Allein diese staatlichen Programme vermitteln den Eindruck, dass keine moderne Sanierung ohne umfassende Energiemaßnahmen geplant werden kann. Wir wollen in diesem Beitrag einige Heimwerker-Tipps zum Dämmen geben, eine Beispielrechnung anstellen und zum Ende hin die rosarote Brille absetzen.

Vorausschauende Planung bei der Dämmsanierung

daemmsanierungEin Gebäude ist durch die Interaktion der verschiedensten Bestandteile geprägt. Gerade bei Sanierungsmaßnahmen muss dies beachtet werden. So spart zwar die Installation einer Solaranlage bestimmt Strom, aber fühlt sich ohne eine gleichzeitige Wärmedämmung des Daches nicht so gut an. Wenn nämlich später plötzlich doch Arbeiten am Dach durchgeführt werden soll, erhöht das erneute Abnehmen der Photovoltaik-Fläche die Kosten enorm.

Ähnliche Synergien müssen bei der Dämmung der Fenster und Wände Beachtung finden. Bei einem Neubau können selbstverständliche alle Planung so vorgenommen werden, dass sie wie Nut und Feder ineinandergreifen.

Bei einer Sanierung spielen jedoch die Übergänge eine wesentliche Rolle. Dort könnte nämlich viel Energie verloren gehen. Die Fensterlaibung sollte nämlich bei einer ordentlichen Dämmsanierung adaptiert werden.

Experten empfehlen eine Verlegung nach außen und durch den neu geschaffenen Vorsprung lässt sich die Dämmung leicht mit dem neuen Fenster verbinden. Sofern dieser Rat ignoriert wird, kann es geschehen, dass ein später und unabhängig ersetztes Fenster wegen der früher angebrachten Wanddämmung sogar kleiner ausfallen könnte. Weniger Licht bedeutet weniger Energie und meist sogar weniger Lebensqualität in den betroffenen Räumen.

Zusätzlich sollten Handwerker bei der Dämmung der Außenwand auch an die Lüftungsanlagen denken. Veraltete Systeme können große Energiefresser sein. Doch selbst wenn die gesamte Sanierung langfristig mit den angegebenen Synergien geplant wurde, dann stellt sich noch die Frage, nach welchen Standards sich die Dämmung empfiehlt und ob dieser Trend noch rentabel ist?

Standards der Dämmsanierung

Grundsätzlich bestimmt sich die Effizienz sämtlicher Dämmmaßnahme über Heizwärmebedarf. Viele Bauherren und Handwerker orientieren sich diesbezüglich gerne an den potentiellen Förderungen und wollen möglichst günstig den vorgegebenen Standard herstellen. Der angesprochene Bedarf wird in der Regel in Kilowattstunden pro Quadratmeter angegeben. In Österreich existieren folgende Einstufungen:

  • weniger als 15 kWh / m² → Passivhaus
  • weniger als 25 kWh / m ² → Niedrigstenergiehaus
  • weniger als 50 kWh / m² → Niedrigenergiehaus (Stufe B)
  • weniger als 100 kWh / m² → Bauvorschrift für Neubauten
  • Stufe E verbraucht noch mehr!

Construction worker thermally insulating house attic with glass woolNur bei der genauen Berechnung der Kosten und des Nutzens kann es etwas kompliziert werden, da sehr viele Aspekte eine Rolle spielen und in jedem österreichischen Bundesland geringfügig unterschiedliche Förderungen gewährt werden.

Wir betrachten ein kurzes Musterbeispiel zu diesem Thema aus Tirol. Da sich ganze Abteilungen mit den komplizierten Förderverfahren beschäftigen und wir diese Bürokratie-Lawine hier nicht vollständig los lassen möchten, beschränken wir uns auf einen isolierten, vereinfachten, aber anschaulichen Fall.

Wir gehen von einer Finanzierung aus Eigenmitteln aus und demnach von einem einmaligen, nicht-zurückzahlbaren Zuschuss von 25 % der förderbaren Kosten. Diese betragen 80.000 Euro.

Wir gehen bei diesem Aufwand für ein Haus von einer annähernd realistischen Verbesserung der Dämmung von Stufe E auf Stufe B aus.

Die Heizkosten unterscheiden sich ebenfalls nach der genutzten Technik (Gas, Heizöl, Holz etc.). Aber ein durchschnittliches Einfamilienhaus in der Stufe E verbraucht je nach Gaspreis an die 3.000 Euro für die Beheizung pro Jahr (200 m²). Nach der Sanierung sinken die jährlichen Kosten auf grob 700 Euro. Nun können wir rechnen:

  • 80.000 – 20.000 = 60.000
  • 60.000 / 2.300 = circa 26 Jahre Amortisationszeit

Hinweis: Die Rechnung verwendet nur möglichst realistische Zahlen zu Anschauungszwecken. Viele Punkte wurden nicht berücksichtigt, wie Öko-Bonus, förderbare Nutzfläche, Preisvolatilität von Gas etc.

Trotz unserer sehr vereinfachten Berechnung ergibt sich ein schöner Mittelwert im Vergleich zu anderen Expertenmeinungen (außerdem beschreibt die Dauer von grob 25 Jahren die durchschnittliche Haltbarkeit von Dämmplatten). Befürworter der Dämmsanierung sprechen von 10 bis 20 Jahren Amortisationszeit und Gegner führen manchmal sogar 100 Jahre an. Es stellt sich also die Frage ob sich eine solche Sanierung tatsächlich rechnet – selbst wenn sie vom Bauherren oder Heimwerker gut geplant wurde.

Quellen:

http://www.energieheld.de/daemmung/kosten/fassadendaemmung
http://www.baustoffe-mit-system.at/tellwolle-mineralwolle-als-daemmstoff-fuer-den-hausbau/
http://derstandard.at/1252771685281/Verpackt-fuer-alle-Ewigkeit

Rechnet sich die Dämmsanierung?

Diese Frage lässt sich nicht pauschal beantworten, denn jedes Haus ist anders und die Rohstoffpreise lassen sich nicht über Jahrzehnte prognostizieren.

Die durchgeführte Studie befragte direkt deutsche Makler zu der Korrelation zwischen Verkaufspreis bzw. Mietpreis und der vorhandenen Wärmedämmung bzw. Dachdämmung. Entsprechend den Ergebnissen denken schon 31 Prozent der Makler, dass sich Gebäude ohne Dachdämmung gut vermarkten lassen und nur 32 Prozent der Immobilienexperten stützen die Ansicht, dass sich gedämmte Objekte teurer vermieten lassen.

Diese neue Einsicht bringt ein wenig mehr Licht in die Debatte und zeigt, dass die Dämmsanierung
vor einem Verkauf oder einer Vermietung viel kritischer betrachtet werden muss, als bei einer geplanten Eigennutzung der Immobilie. Der geringe Verkaufspreis oder die geringeren Mieteinnahmen können nämlich eine Amortisation unmöglich machen oder wesentlich verlängern, während sich durch die Ersparnis der persönlichen Heizkosten doch noch eine aussagekräftigere Rechnung anstellen lässt.

Fazit: Trotz der eingangs erwähnten Flut an Förderungen rentiert sich eine Dämmsanierung nicht immer!

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